
Meine Geschichte
Das Interesse an der zwischenmenschlichen Kommunikation begleitet mich nicht ohne Grund schon seit vielen Jahren. Nach einer dysfunktionalen Ehe, aus der zwei Kinder hervorgegangen sind und zu Symptomträgern der Elternbeziehung wurden, war es fast schon zwingend, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Einerseits, um den Kindern einen anderen Weg zu zeigen und andererseits, um selbst zu heilen.
Doch beginnen wir etwas davor.
Mein Name ist Annette. Ich bin inzwischen 47 Jahre alt, Witwe und Mama von insgesamt drei Kindern einer Patchwork-Ehe. Zwei leibliche Söhne, eine Bonus-Tochter, die mein verstorbener Mann mitgebracht hat. Alle drei sind nun erwachsen und haben uns im Laufe der Zeit vor die eine oder andere Herausforderung gestellt. Denn wir hatten sie nicht, die alles eitel-Sonnenschein-Bilderbuch-Kinder. Auch wir Erwachsenen sind keine Bilderbuchfiguren.
Ich entstamme einer etwas schwierigen Ursprungsfamilie. Meine Eltern trennten sich, als ich zwei Jahre alt war. Mein Vater war ein sogenannter "abwesender Vater", weil er der Meinung war, dass das besser für uns sei. Damals war auch die rechtliche Lage eine vollkommen andere als heute.
Und er hatte seine Gründe, die durch die Erwachsenenbrille und die Fähigkeit, die Perspektive zu wechseln, nachvollziehbar sind, in meiner kindlichen Seele aber immensen Schaden angerichtet haben. In dieser Zeit entstanden Glaubenssätze wie "ich bins nicht wert, dass man sich um mich kümmert", "man hat mich nur lieb, wenn ich brav und artig bin" (was ich dennoch nicht immer war), und noch so einiges mehr. Zeig Dich nicht, dann verletzt Dich niemand, sei leise, bleib im Hintergrund und was da nicht alles dazu gehört. Und das, obwohl meine Mama nach Kräften versucht hat, die Defizite nicht zu groß werden zu lassen. Der Schaden war aber da, Nicht zuletzt auch deshalb, weil wir durch die Trennung der Eltern in eine permanente Mangelsituation gerieten. Auch das ist ein nicht zu unterschätzender Faktor für die menschliche Entwicklung.
Nun gut, nichts desto trotz habe ich meinen Weg gefunden. Bis zu dem Tag, als ein Mensch in mein Leben trat, der meine große Liebe werden sollte und mich - wie mein Vater - irgendwann abgelehnt hat. Zumindest habe ich das so empfunden. Rational war mir klar, dass er seine vernünftigen Gründe hatte, aber emotional fühlte ich mich nur eins: abgelehnt und weggestoßen.
Was folgte, war eine verzweifelte Suche nach einem Menschen, der die Lücke, die in mir immer größer wurde, füllen konnte. Und so war ich offen wie ein Scheunentor für Manipulation und emotionalen Missbrauch., Die Folge war eine Ehe, die dysfunktionaler nicht hätte sein können, weil ich mich so klein gefühlt habe, dass ich alles tat, was von mir erwartet wurde, nur, um nicht wieder verlassen zu werden,. Aus dieser Ehe stammen meine beiden Söhne.
Irgendwann war dann aber der Punkt erreicht, an dem ich mich - hochverschuldet und eigentlich ohne wirkliche Perspektive - endlich lösen konnte. Die folgende Zeit war ein permanenter Kampf ums Überleben, ohne dass die Kids zu sehr darunter litten. Und ein Kampf mit einem Kindsvater, der schon recht früh damit begann, mich über seinen Umgang mit den Kindern zu manipulieren.
Doch dann kam die Wende. Denn die große Liebe stand wieder vor der Tür und bat um eine weitere Chance. Was dann folgte ist Geschichte und soll hier nicht thematisiert werden, da all das zu persönlich wäre. Es sei nur das gesagt: die Liebe durfte 13 Jahre gelebt werden, bis mir der Krebs meinen Mann viel zu früh nahm. Ohne meinen Mann hätte ich weder die Stärke gefunden, meinen Söhnen eine stabile, zugewandte Mutter zu werden und auch seiner Tochter ein Hafen zu sein, in dem sie sicher ankern kann, noch wäre ich in der Lage gewesen, mich dem Vater meiner Kinder gegenüber abzugrenzen und wieder das Selbstbewusstsein zu haben, mit dem mein verstorbener Mann mich vor vielen Jahren das erste Mal kennengelernt hatte und in welches er sich damals verliebt hatte.
Er war es, der mich dazu ermutigt hat, meine gefühlten Lücken im Lebenslauf zu füllen, mehrere Weiterbildungen zu absolvieren und schlussendlich sogar die Fachhochschulreife zu erlangen. Er war es, der mir immer wieder vor Augen geführt hat, wie schnell wir mit der Wahl der falschen Worte, dem falschen Ton in der Stimme und dem falschen Ausdruck im Gesicht, in Konfrontationen geraten können, die wir nicht wollen. Und letztlich war es er, an und mit dem ich geheilt bin und ganz wurde, Weshalb ich an seinem Verlust nicht zerbrochen bin. Weil ich - endlich - ein autonomes Wesen bin, welches zwar gerne einen Menschen an der Seite hat und glücklich ist, das das aber nicht zwingend braucht, um glücklich zu sein.
Ich verdanke ihm viel und möchte nun, im Rahmen dieser Seite und durch Nutzung meiner Fähigkeiten, anderen Menschen dabei helfen, ihre Beziehungen zu heilen. So, wie ich das getan habe.
Es war einer seiner letzten Wünsche. Nun, nach über einem Jahr, bin ich bereit, es anzupacken.